Kontakt
 Anfahrt

Die Heimvolkshochschule am Seddiner See ist ein „Kind der deutschen Wiedervereinigung“. Im verstaatlichten Bildungssystem der DDR hatten freie Weiterbildungsträger keinen Platz. Nach dem Fall der Mauer gab es in allen fünf Neuen Bundesländern Initiativen zur Gründung von Heimvolkshochschulen.

Zwei derartige Initiativen im Land Brandenburg zielten auf die Gründung einer Ländlichen Heimvolkshochschule. Wolfgang Rein, Landjugendpfarrer der Evangelischen Arbeit auf dem Lande aus Fehrbellin war Sprecher der Initiative, die die Gründung einer Heimvolkshochschule in Trägerschaft der Evangelischen Kirche betrieb.

Hans-Christian Maaß, Berater von Ministerpräsident de Maizière und Dr. Klaus Benthin, Diplom-Agraringenieur aus Wildenbruch, bemühten sich um die Gründung einer HVHS in berufsständischer Trägerschaft.

Im Ergebnis einer gemeinsamen Beratung beider Initiativen am 10. April 1991 in Fehrbellin wurde beschlossen, die Kräfte zu bündeln. Das war die Geburtsstunde einer Heimvolkshochschule in breit angelegter gemischter Trägerschaft, die in den neuen Bundesländern ihresgleichen sucht.

 

Am 9. April 1992 wurde im Alten Rathaus von Potsdam der gemeinnützige Verein „Ländliche Heimvolkshochschule am Seddiner See“ gegründet. Zum ersten Vorsitzenden des Vereins wählte die Mitgliederversammlung Heinz-Dieter Nieschke, den Präsidenten des Landesbauernverbandes Brandenburg. Sein Stellvertreter wurde der Generalsuperintendent der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg für den Sprengel Potsdam Günter Bransch. Zum Geschäftsführer des Vereins und künftigen Schulleiter bestimmte die Mitgliederversammlung Dr. Klaus Benthin.

Bungalows als Teil der NVA Ferienanlage 1992

Bereits seit 1991 liefen Verhandlungen mit dem Bundesvermögensamt zur Einrichtung der Heimvolkshochschule im Forsthaus am Seddiner See. Die ehemalige NVA-Ferieneinrichtung war zum Gegenstand ganz unterschiedlich motivierter Begierden geworden. In der Auseinandersetzung um die Eigentumsrechte sah sich der Trägerverein mit einer massiven Diffamierungskampagne konfrontiert.

Am 1. Februar 1993 übernahm der Trägerverein das Forsthaus am Seddiner See von der Bundesvermögensverwaltung auf der Grundlage eines Erbbaupachtvertrages.

Im Haushaltsjahr 1994 gab es eine Sonderregelung des Bundes, die gemeinnützigen Einrichtungen in den neuen Bundesländern den bevorzugten Erwerb von Bundesliegenschaften ermöglichte. Am 22. Dezember 1994 kaufte der Trägerverein der HVHS am Seddiner See die Liegenschaft „Forsthaus am Seddiner See“.

Das Haus „Seeblick“ nach der Übernahme der Liegenschaft 1992
Das Haus „Seeblick“ nach der
Übernahme der Liegenschaft 1992

Am 1. Februar 1993 übernahm der Verein „Ländliche Heimvolkshochschule am Seddiner See“ e.V. die ehemalige NVA-Ferieneinrichtung „Forsthaus am Seddiner See“.

Prägendes Gebäude war und ist das alte Forsthaus. Die NVA hatte hier die Verwaltung, Unterkünfte (zwei davon mit Dusche), einen Versammlungsraum und einen Clubraum eingerichtet. Aus der alten „Forsthaus-Zeit“ stammten noch das Waldarbeiterhaus und die zu Garagen umgebauten Ställe für die Rückepferde in der Forst.

1975 hatte die NVA einen Einheits-Flachbau wie einen Riegel ins Gelände gesetzt (heute Haus Seeblick). Im Obergeschoss waren Zimmer mit Gemeinschaftsduschen und ein Aufenthaltsraum eingerichtet. Das gesamte Erdgeschoss wurde als Küche mit großen Vorratsräumen und als Speisesaal genutzt. Die Küche hatte eine Kapazität zur Versorgung von mehr als 1000 Personen. Im Kellergeschoss befanden sich die Braunkohleheizung, Räume für die medizinische Versorgung und weitere Gruppenduschen.

Am Standort des heutigen Tagungshauses hatte die NVA ein Ferienlager mit 12 rund um einen Appellplatz angeordneten Bungalows gebaut. Im sogenannten „Ernstfall“ wäre die gesamte Einrichtung sofort als Reservistenkaserne nutzbar gewesen.

Unmittelbar nach der Übernahme haben wir versucht, den „alten Geist“ mit weißer Farbe aus den Häusern zu vertreiben. Wurde bei Windstille geheizt, lag das ganze Gelände in einer Kohleheizungsdunstwolke.

So zielte die erste nennenswerte Baumaßnahme im Jahr 1995 auf die Umstellung der Heizung von Braunkohle auf Flüssiggas – gefördert durch das Brandenburgische Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie.

Parallel zum Seminarbetrieb wurden im Trägerverein konzeptionelle Vorstellungen für den Umbau der Gebäude entwickelt. Dabei spielte natürlich die Finanzierung eine dominierende Rolle. Unter anderem wurde über verschiedene Kooperationsmodelle nachgedacht.

In diesem Zusammenhang erhielt der Architekt Manfred Prasser von der Deutschen Bank den Auftrag für eine „Machbarkeitsstudie“. Prasser haben wir u.a. die Bühnentechnik im Friedrichstadtpalast und die Rekonstruktion des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt in Berlin zu verdanken.

Mit Blick auf eine mögliche Kooperation fiel die „Machbarkeitsstudie“ zwar negativ aus – mit Manfred Prasser hatten wir aber fortan den Architekten gefunden, der unsere Heimvolkshochschule gestalterisch prägte.

Am 3. November 1997 erfolgte die Grundsteinlegung für den 1. Bauabschnitt „Umbau Haus Wiesengrund“. Durch das sogenannte „Polygon“ wurden das alte Waldarbeiterhaus und die ehemaligen Pferdeställe miteinander verbunden.

Die Finanzierung erfolgte nach dem Modell „Viele Hühner legen in ein Nest“. Zuwendungen der Europäischen Union, des Landes Brandenburg, der Stiftung Deutsche Jugendmarke und der Landwirtschaftlichen Rentenbank konnten eingeworben werden. Für die erforderlichen Eigenanteile wurde ein Darlehen aufgenommen.

Bauen mit öffentlichen Mitteln ist eine besondere Herausforderung. Diese Erkenntnis führte dazu, dass wir am Ende des 1. Bauabschnittes und für alle weiteren Bauabschnitte einen Projektsteuerer verpflichteten.

Baubeginn für den 2. Bauabschnitt „Umbau Forsthaus“ war der 14. Februar 2000. Dach und Obergeschoss wurden vollständig abgetragen. Um das Kellergeschoss für die Einrichtung der Küche nutzen zu können, mussten die alten Feldsteinfundamente Stück für Stück einen Meter tief unterfangen werden.

Architekt Prasser orientierte sich beim Umbau am alten Forsthaus aus dem 18. Jahrhundert. Als Anbau mit Gründach ergänzt der Speiseraum den alten Baukörper.

Haus „Seeblick“ während des Umbaus 2001
Haus „Seeblick“ während des Umbaus 2001

Eine besondere gestalterische Herausforderung war der Umbau des NVA-Typenbaus. Prasser verpasste dem Flachbau ein Satteldach mit Gauben und nahm dabei die Architektur von „Forsthaus“ und „Haus Wiesengrund“ auf. Aus der überdimensionierten Außentreppe wurde ein helles Treppenhaus. Große Fenster im Südgiebel eröffneten den Blick zum See.

Baubeginn für den 3. Bauabschnitt „Umbau Haus Seeblick“ war der 19. November 2001. Im September 2002 bezogen die ersten Teilnehmer die neuen Zimmer und Seminarräume im Haus „Seeblick“.
Damit waren in 5 Jahren drei Gebäude bei laufendem Betrieb umgebaut und grundsaniert worden.

Nach dem 3. Bauabschnitt war Konsolidierung angesagt. Auslastung und Teilnehmerzahlen der Heimvolkshochschule entwickelten sich positiv. Mehr und mehr wurde ein großer Tagungsraum vermisst. So entstand die Idee, am Standort der alten NVA-Bungalows ein Tagungshaus zu bauen. Das Tagungshaus sollte sich zum See öffnen, ohne das Gelände zu dominieren.

Im Ergebnis eines Architektenwettbewerbes lagen mehrere Entwürfe vor. Die Entscheidung für ein Tagungshaus in den Hang hinein fiel einmütig. Den Grundstein für das Tagungshaus legte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 1. Oktober 2008.

Der fast runde Tagungsraum und die großen Glasflächen sind eine besondere Herausforderung für die Raumakustik. So war die Nachrüstung mit schalldämmenden Wandverkleidungen notwendig.

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel während ihres Besuches anlässlich der Grundsteinlegung für das Tagungshaus
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
während ihres Besuches anlässlich der Grundsteinlegung
für das Tagungshaus, Quelle: Bundespresseamt
Schulleiter Dr. Klaus Benthin bei der Grundsteinlegung
Schulleiter Dr. Klaus Benthin
bei der Grundsteinlegung
Quelle: Brantsch

Im Jahr 2018 haben wir die Erweiterung von Speiseraum und Küche in Angriff genommen. Ihre Kapazitäten sind zum begrenzenden Faktor für die weitere Entwicklung geworden. Im Juli war Baubeginn, den Grundstein für den Erweiterungsbau legte Minister Vogelsänger am 22.08.2018.

Die Finanzierung aller Baumaßnahmen war nur durch Förderungen der Europäischen Union, des Landes Brandenburg und Zuwendungen der Landwirtschaftlichen Rentenbank möglich. Die Aufbringung notwendiger Eigenanteile über Darlehen ist allerdings nicht zu unterschätzen und erfordert Augenmaß.

Minister Jörg Vogelsänger und Axel Zinke, Bürgermeister der Gemeinde Seddiner See, bei der Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau Speisesaal
Minister Jörg Vogelsänger und Axel Zinke, Bürgermeister
der Gemeinde Seddiner See, bei der Grundsteinlegung
für den Erweiterungsbau Speisesaal
Unbenannt
Nach der Fertigstellung- Unser neuer Anbau zur Erweiterung des Speisesaals

Klein aber fein, modern und lang erwartet… so würden wir unser neues Seminar- und Mehrzweckhaus Fichtenhain beschreiben. Aus dem Bungalow unseres ehemaligen Hausmeisters und seiner Familie ist nun, durch die baulichen Umgestaltung, ein weiterer schöner und atmosphärischer Ort zum Lernen und Austausch entstanden. Seit Frühjahr 2022 vervollständigt das neue Haus unser Gelände.

Haus Fichtenhain
Unser Haus Fichtenhain